Warum ich „gerade jetzt“ aufhöre Turniere zu reiten oder wo ist die Leidenschaft geblieben?

In den letzten zwei habe nur noch sehr wenig geritten. Meine Reit-Leidenschaft, dieses Glück, diese Lust am Reiten ist irgendwie verdeckt gewesen. Was war da los, warum war das so?  An meinen Pferden lag es nicht. Sie gingen (trotz nur sporadischem reiten) fantastisch, sie waren gesund und munter. Auch unsere Turnierbesuche waren erfolgreich. Ich habe die besten Trainings Voraussetzungen. Und mein Liebe für meine Pferde war uneingeschränkt vorhanden.  Aber …  irgendwas fehlte, irgendwas bremste, irgendwas passte nicht.

Für mich war es an der Zeit, mich näher mit der Frage zu beschäftigen „Will ich Prozess- oder Ergebnis orientiert reiten“? 

Mir ist klar geworden, dass für meinen weiteren Weg mit den Pferden das Loslassen von jedweden Ergebnissen / Zielen wichtig ist. Mich ganz auf den Prozess einzulassen, kein Hinarbeiten auf Turnierprüfungen oder ähnliches.

Dieses Ergebnis orientierte arbeiten, hin auf sportliche Ziele hat mich aus gebremst. Das war der Grund für die fehlende Freude, die fehlende Motivation.

Ich bin ein Erfahrungsjunkie, HSP, Gefühlsmensch und eine Scanner Persönlichkeit, auch beim Reiten ?. Das alles will SEIN.

Für meinen weiteren Weg möchte ich mich ganz darauf einlassen, Reiten aus, für und im Moment. Das Schöne am Leben ist ja, dass jeder Mensch und somit auch jeder Reiter immer wieder neue Entscheidungen treffen kann und darf. Meine Pferde werden diesen Weg lieben, da bin ich mir ganz sicher.

„Lerne Loszulassen, dass ist der wahre Schlüssel zum Glück“.  –  Buddha

Ich darf jetzt einen weiten Fokus zulassen, ein ausprobieren von Möglichkeiten. Zuhören und Zulassen der Angebote meiner Pferde. Die Energie fließen lassen und das Geschenk des jeweiligen Pferds annehmen. Jedes Pferd ist anders, möchte gesehen werden und seinen Teil beitragen.

Jedes Individuum zählt, jedes Individuum spielt eine wichtige Rolle, jedes Individuum kann eine Änderung bewirken. – Jane Goodall

Wenn ich zurück sehe, habe ich immer Ergebnis orientiert geritten. Ein Ziel vor Augen und dann los. Ich habe mich immer gefragt, was dieses bestimmte Pferd besonders gut leisten könnte. Und dann habe ich es umgesetzt. Der Fokus war Leistung, Ausbildung und sportlicher Anspruch.

Der Weg zu diesem Ziel war bei mir auch immer schon Prozess orientiert. Mein reiterliches Vorgehen war immer vom Fühlen über das Ausprobieren, hin zum Ziel.

Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns.  –  J. Rumi

Merkmale von Prozess orientiertem Reiten:

  • Das Pferd fragen und auf die Antwort des Pferdes hören
  • Die Antwort des Pferdes bestimmt den nächsten Schritt
  • Fühlen was sich verändert, wenn ich einen Teil ändere
  • Der Weg ist fließend und die Schritte darauf nicht fest vorgegeben
  • Fühlen
  • Zulassen
  • Umwege bewusst in Kauf nehmen
  • Hinterfragen
  • Zusammenhänge erfassen
  • Ausprobieren
  • Dem Pferd mehr Mitsprache einräumen
  • Nicht an einer bestimmten Lektion arbeiten
  • Nicht auf ein festes Ziel hinarbeiten

Vorteile:

Durch weiten Fokus, auch unerwartete neue Dinge entdecken und dazulernen dürfen

Zusammenhänge in der Hilfengebung und der Reaktion des Pferdes, auf eine Weise zu erfassen, die für diesen bestimmten Reiter das passende Puzzlestück darstellen

Merkmale von Ergebnis orientiertem Reiten:

  • Der Prozess wir dem Ergebnis untergeordnet
  • Die Ausführung ist auf ein bestimmtes Endergebnis ausgerichtet
  • Das Ziel bestimmt den Weg

An einer bestimmten Lektion zu arbeiten, ist nicht schlecht. Der Fallstrick dabei ist, das Fühlen (rein fühlen) wird der Ausführung (dem angestrebtem Ergebnis) untergeordnet, das Pferd verliert (zu oft) sein Mitspracherecht und leider auch die Freude an der gemeinsamen Arbeit.

Reiten lernt man nur durch Reiten, … ja … so ist das. Grundlagen sind wertvoll, biomechanisches Wissen sollte für jeden Reiter selbstverständlich sein. Und für einen unerfahrenen Reiter ist es sicherlich vorteilhaft von einem ausgebildeten Pferd zu lernen. Lernen den eigenen Körper einsetzen, lernen die Antwort des Pferdes zu spüren.  

Ob nun Prozess- oder Ergebnis orientiert, beide Herangehensweisen können sich ergänzen und haben Ihre Berechtigung. Wahrscheinlich lässt sich beides gar nicht ganz trennen. Es nur der Fokus der sich ändert.

Wie geht es nun weiter? Während ich diesen Artikel schreibe, wird mir klar, dass mein weiterer Weg nicht Ziellos ist. Ich träume von Leichtigkeit, Gemeinsamkeit, Freiwilligkeit, Freude, Gleichklang, Einheit, Vertrauen.

Werde ich dieses Ziel je erreichen können? Ja, in den kleinen Details, im Moment, im nächsten Schritt. Wie werde ich es erkennen? In meinem Herz und in der Seele. In den Augen meiner Pferde, in Ihren Reaktionen, in Ihrer Verbundenheit.

Ich freue mich, wenn mein Weg Dich berührt. Alles Liebe für Dich und Dein Pferd.

In diesem Sinn

„Verfolge dein Ziel, als ob du keins hättest“. –  Laotse

 Deine Claudia

P.S. Egal ob Reiter oder Nichtreiter, das Modell Prozess- oder Ergebnis orientiert lässt sich überall im Leben anwenden. Probiere es einfach mal aus. Viel Spaß dabei.

Lust auf Mehr?   Reiten als Persönlichkeitsentwicklung

und  Der WEG als ZIEL – Gedanken zur Pferdeausbildung

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